INTERVIEW IM „EXTREME LIEDERMACHING“ September 2014

INTERVIEW IM „EXTREME LIEDERMACHING“ September 2014

Hallo ihr Lieben
folgende Interview-Fragen habe ich im September 2014 dem Zine „Extreme Liedermaching“ aus Stuttgart beantwortet:
Extreme Lidermaching (E.L.).: Hallo Punkgeselle, welche Lebensgefühle umgeben dich im Moment, wo wir dieses kleine Interview beginnen?
Faulenz*A: Hallo Dirk
zuerst ist es mir wichtig zu schreiben, dass mein Pronomen „sie“ ist. Also schreib bitte „Punkgesellin“ statt „Punkgeselle“. Danke dir!
Meine Lebensgefühle sind gerade ganz doll geprägt von Aufbruch und ganz neuem Freiheitsgefühl, seiddem ich endlich mit meinem Studium (Soziale Arbeit) fertig bin. Bin so froh nicht mehr an Anwesenheitspflicht und Abgabetermine denken zu müssen. Nun jobbe ich in einer netten Bar und überlege wie es wohl weitergeht. Zum Beispiel fänd ichs toll ich eine schöne Wohn-Gemeinschaft in Berlin zu finden,wo es eine große Trans* und Queer Scene gibt. Solche Gedanken beschäftigen mich gerade viel. Die Lieder „Auf der Suche nach mir selbst“ und „Arbeitslos“ habe ich vor kurzem darüber geschrieben.
E.L.: Einen guten Schuss Lebensmut gehört dazu, deinen Lebensweg einzuschlagen. Als Musiker, Streunender Punk, muss man sicher ein echter Lebenskünstler sein um seine Sache durchziehen zu können. Welche wertvollen Lebenstipps fallen dir in deinem Lebensweg ein, die genau richtig waren, um dich genau dorthin zu bringen, wo du jetzt bist?
Faulenz*A: Ich weiß nicht, so viel Lebenskünstlerin musste ich bisher gar nicht sein, weil ich während meinem Studium Kindergeld und Geld von meinen Eltern bekommen hab. Dann hatte ich es bisher auch einfacher dadurch, dass ich in einem Bauwagen wohne und keine Miete zahlen muss. Da reicht schon ein kleiner Bar-Job um mich zu finanzieren. Auf dem Bauwagenplatz wohne ich auch mit einigen sehr tollen Menschen zusammen. Sie und andere wichtige Freund_innen geben mir auf jeden Fall viel Kraft und Mut. Das war unheimlich wichtig für mich Menschen zu finden, bei denen ich mich wohl und zuhause fühle.
E.L.:Dank Internet kann jeder in den Genuss deiner Lieder kommen, der weiß, wo er suchen muss. Erspart dir das Schleppen von CDs zu deinen Live-Orten. Habe mir durch dein Angebot 3 Alben zusammengestellt: Meine alten Lieder, 20 Lieder – Maeuseanarchy 18 Lieder, Neue Lieder, 5 Lieder.
Inzwischen ist dein Album „Glitzerrebellion“ dazugekommen (13 Lieder) und 2 ganz neue Lieder nur zum anhören. Diese habe ich mir liebevoll als CD-R Albensammlung gestaltet, gebastelt. Freut es dich, das es sicher eine bestimmte Anzahl von Leuten gibt, welche sich die gleiche Mühe und Sorgfalt machen, mit deinen Liedern zu befassen?
Faulenz*A: Natürlich freue ich mich sehr, wenn Menschen meine Lieder runterladen. Ich beobachte auch gern die Anzahl der Klicks und Downloads und bin ganz stolz, wenn welche dazukommen^^
Auf meiner Seite hat ich aber schon wieder einiges verändert, seidem du die Lieder runtergeladen hast: Meine älteren Lieder habe ich angefangen ganz neu aufzunehmen. Daraus soll auch ein Album werden. Bisher sind es 10 Tracks zum runterladen. Dann gibt es 8 ganz neu geschriebene Lieder und was ich gerade besonders aufregend finde: HipHop Aufnahmen, so mit richtigen HipHop Beatz Die Beatz hat ein Freund von mir für mich gemacht .“Dubstaepke“ ist sein Künstlername. Da werden in nächster Zeit auch mehr Aufnahmen dazukommen. Das heißt aber nicht, dassich mit Gitarre und Akkordeon deshalb aufhöre. Auf meinen letzten Konzerten habe ich zum Beispiel die erste Hälfte mit Gitarre gespielt und die zweite Hälfte hab ich dann HipHop gemacht. Mir macht einfach beides viel Spaß.
E.L.: Dein Album „Maeuseanarchy“ und neue Werk „Glitzerrebellion“ gibt es zwar zum runterladen, doch allein das Cover von „Maeuseanarchy“ und kommende Cover für das neue Album sprechen sicherlich Bände, wenn jetzt sogar CDs von dir gegen Spende zu bekommen sind. In Kleinauflagen finden Alben noch immer ihre Fans und Abnehmer. Freut es dich, dass sich im Internetzeitalter immer noch Leute finden, die Originale wollen?
Faulenz*A: Klar freu ich mich, wenn Menschen eine CD von mir möchten. Die geb ich bei Konzerten immer gegen Spende raus. Ich selbst find originale CDs mit schöner Covergestaltung und Textheftchen auch schöner als MP3. Kauf mir manchmal nachdem ich ein schönes Konzert gesehn hab eine als Erinnerung an den Abend und um die Band zu unterstützen.
E.L.: Ne wirkliche Überraschung für mich und andere war der „RAK-Sampler 2012-Wir stören gern“, wo dien Lied „die autonome Maus“drauf ist. Was hat dich am RAK so begeistert, ein Lied für den 30 Jahre Sampler beizusteuern?
Faulenz*A: Die RAK habe ich 2011 in Köln kennengelernt. Ich geh immer noch gern zu den Treffen, weil ich einige Menschen dort wirklich sehr gern mag und mich freu sie wiederzusehn. Die Rak ist ein großes offenes Netzwerk für linkspolitische Musiker_innen. So ein loses Netzwerk, wo alle mitmachen können, bringt aber auch mit sich, dass ich mich nicht mit allen und mit allem wohlfühle. Gut finde ich auf jeden Fall Entwicklungen in der RAK, wie Workshops zum Thema „Definitionsmacht“ und „männlicher Dominanz“ und den neu eingerichteten FLT*I* Mailverteiler, also nur für Frauen, Lesben, Trans* und Inter*. Es gibt übrigens schon einen neuen Rak Sampler 2014. Diesmal sogar eine Doppel-CD
E.L.:Zwischen Köln und Stuttgart gibt es durch „mein Bus.de“ eine 18 Euro billige Reiseverbindung. Würde es dich freuen auch so mal live Fuß in der Stuttgarter Liederwelt zu fassen?
Faulenz*A: Na klar gern
E.L.:Einen großen Wirbel gab es um das AZ Köln und dessen Umzug. Eine Stadt, welche durch so eine gesellschaftliche Reich-Arm Vielfalt gebeutelt ist, braucht eine besondere Art der freien Entfaltung, welche den geplanten Wirtschaftszielen entgegenläuft. Wie soll Köln für die Urlauber wirken und wie sieht das wahre Gesicht von Köln aus?
Faulenz*A: Da kann ich leider nicht viel zu sagen, weil ich nicht in Köln wohne. War nur in der Zeit der AZ-Besetzung ein paar Tage dort und komme seiddem manchmal zu Freund_innen zu Besuch.
E.L.:Bei deinen alten Liedern und den Stück mit Lena Stoehrfaktor kommt auch deine Leidenschaft für HipHop, -Rap durch. Wie kam es zum Duett mit Lena, welche wirklich inhaltsreiche, wertvolle Musik erschafft?
Faulenz*A: Die Aufnahme mit Lena war ganz schön aufregend für mich, weil ich selbst bereits ein Fan von ihrer Musik war. Als ich dann „Frag mich nicht“ geschrieben habe, kam ich auf die Idee, dass ihr zu dem Thema „blöde Fragen und Kommentare, wenn ein Mensch nicht in Geschlechtervorstellungen passt“ bestimmt auch etwas einfällt. Ihr Lied „Kategorie Ich“ handelt ja auch davon und hat mir viel Kraft gegeben. Ich hab mich dann auch unheimlich gefreut und war richtig stolz, als sie zugesagt hat. Wir haben das Lied dann zweimal aufgenommen: Einmal mit akkustischer Musik (Querflötenbeatbox von Luk!) und einmal mit einem tollen HipHop Beat. Sogar ein Video haben wir dazu gedreht, das muss aber noch geschnitten werden. Hat mir auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht mit ihr. Vielen Dank und liebe Grüße nach Berlin!
E.L.:Im Zeitenwandel greift dein Lied „Ich werde dir niemals sagen“ besonders gut. Die Sichtweise der Menschen hat sich die letzten Jahre aus seinem festgelegten Normen gelöst, bis auf kleine besungene Hemmschwellen, die natürlich bleiben werden. Welche Normen und Regeln hast dur dir in deinem Leben so aufgestellt um den ständigen Zeitenwandel um dich zu meistern?
Faulenz*A: Ich versuche selbstbewusst zu sein und mir ein möglichst dickes Fell anzuziehen gegen Trans*feindliche Belästigungen. Oft brauche ich dieses dicke Fell leider auch bei meinen Konzerten. Da find ichs gut, wenn es bei Veranstaltungen sichere Rückzugsräume Awarness-Gruppen gibt. Diese Awarenss Leute sind dann für alle gut erkennbar, so dass Menschen bei ihnen Unterstützung finden können die zum Beispiel von Sexismus oder Rassismus betroffen sind. Bei Interesse kann mensch dieses tolle Konzept gut googlen.
Ich gehe betrunkenen Leuten aus dem Weg und versuche nach meinen Konzerten das übernachten in Gruppenschlafräumen zu vermeiden.
Auf bescheuerte und viel zu intimen Fragen rund um Geschlechtsidentität und Sexualität reagiere ich manchmal schroff und abweisend um schnell aus der Situation herauszukommen und weil ich in so einem Moment dann einfach nicht schlagfertig bin. Oft fällt mir erst später ein, was ich alles hätte sagen sollen. Unangenehm, wenn in dem Moment die Klokabine der einzige ruhige Raum ist um runterzukommen. Trans*feindlichkeit, Homophobie und Sexismus ist auch in der Punkszene, wie in der Mainstreamgesellschaft ein großes Problem und macht, dass sich oft nur Cis-Männer (Nicht-Trans*Männer) wohl fühlen und sich Raum nehmen, zum Beispiel auf der Bühne.
EL: An dieser Stelle werfe ich gerne Begriffe in die Runde. Bin gespannt was dir dazu einfällt.
Bild: Voll doof. Sexistisch und rassistisch
Extrem Liedermaching: Das Zine hab ich bisher noch nicht gelesen, bin aber gespannt auf die nächste Ausgabe^^
Hörspiele: Oh voll toll. Ich liebe Hörspiele und Hörbücher. Besonders alte Kinderhörspiele. Gerade hör ich die Tintenwelt Hörbücher Empfehlen kann ich auch dasHörspielvon Daisy Blau: „Marianne, oder eine Frau aus Karlshorst“
Jugendhäuser: Ich spiele manchmal in Jugendhäusern.Freue mich immer zu sehen, dass es selbstverwaltete Strukturen und Engagement auch in kleineren Orten gibt.
Glücksmomente: Zeit mit Freund_innen, bei denen ich mich evrstanden fühle
-mit Schokolade im Gemeinschaftswagen, wenn der Ofen brennt zu Musik von Leonhard Cohen
-unterwegs sein, tolle Menschen kennenlernen und Straßenmusik machen
Schlafplätze: Naja, wie beschrieben. Habe doofe Erfahrungen mit Gruppenschlafräumen gemacht, besonders wenn ich sie mir mit betrunkenen Cis-Typen-Bands geteilt hab. Aber meistens habe ichs ehr nette Gastgeber_innen, die sehr lieb sind. So lerne ich auch nette Leute und Orte kennen.
Free MP3: Voll gut
Straßenmusik: Oft macht es mir Spaß, oft ist es aber auch nervig. Besonders wenn ich gerade besonders auf die zusätzliche Kohle angewiesen bin.
Hanfaktivisten: Ich selbst kiffe nicht und trinke auch kein Alk. Aber ich finds doof wenn Leute wegen Drogen kriminalisiert werden.
E.L.:Gibt es von dir auch Gitarrennoten, eines Liedes, für Leute, die mal ein tolles Lied von dir nachspielen wollen?
Faulenz*A: Jaaah:-) Es gibt ein Liederbuch mit allen Texten und Akkorden.
E.L.:Wegen der großen Nachfrage wird es das E.L. zwar weiter als Papierfanzine geben, aber auch in Zukunft (hoffentlich) zum gratis runterladen, für jeden greifbar. Ne gute Idee für dich, oder sollte die Liederkultur besser weiter im Halbdunkel der Öffentlichkeit stattfinden?
Faulenz*A: Gratis runterladen find ich gut!
E.L.:Gibt es so die eine oder andere Frage von deiner Seite ans E.L.?
Faulenz*A: Ja. Habt ihr vor in Zukunft geschlechtergerechte Sprache zu achten? Zum Beispiel statt „Künstler“ > „Künstler_in“ So fühlen sich nicht nur Männer angesprochen, sondern auch Frauen und durch das „_“ auch Menschen, die sich weder als Mann, noch als Frau definieren. Das find ich voll wichtig!
E.L.:Eine große Aufgabe, welche mir als Herausgeber des E.L. aufgedrückt wurde, ist dem Leser einen objektiven auf die Liedermacher, Singer-Songwriter-Welt zu geben. Besonders schwer für mich ist das Tauziehen zwischen der Antifa-Einstellung („Deutschland muss sterben“) und der faschistischen („würdigt euer deutsches Erbe und vernichtet die Feinde der Kultur“). Klammere deshalb sämtliche Interpreten im E.L. aus welche geistiges Gift an ihre Hörer aussenden. Wekche ausführliche Aufklärung fällt dir zu diesem Thema für unseren Leser ein?
Faulenz*A: Ich wünsche mir eine Welt, in der es keine Grenzen und keine Staaten und keinen Kapitalismus mehr gibt. Eine Welt in der kein Mensch illegalisiert wird, weil er geflüchtet ist. Deutschland finde ich voll scheiße, weil es Menschen abschiebt, nicht einwandern lässt und für Geflüchtete den Aufenthalt unerträglich macht. Solidarität mit den Refugee-Protesten! Und Faschismus ist keine Enstellung, sondern ein Verbrechen!
E.L.:Na dann will ich dir kreativen Freigeist nicht zu viel von deiner kostbaren Zeit rauben. Noch ein Abschiedswörtchen an uns übrig?
Faulenz*A: Vielen Dank für dein Interesse an meiner Musik und für die Mühe, die du dir mit dem Interview machst. Danke auch an alle Leser_innen fürs Lesen

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